Von permanenter Verfügbarkeit und Trödeln

Weekends sind zwar frei von Arbeit im Büro oder Betrieb, aber trotzdem angefüllt mit vielen Aktivitäten: Aufräumen in Haus und Garten, Sport mit den Kindern, abends Gäste oder Einladungen, Zeitung, ein Blick ins Smartphone und – o Schreck – die Firma fordert auch am Wochenende die Reaktion auf ein dringendes Mail («ja Schatz, komme gleich, aber der Chef fragt noch ...»), und, und .... die Liste liesse sich fast unbegrenzt fortsetzen.

Wir leben in einer Zeit der permanenten Verfügbarkeit, wo kein Trödeln und Tagträumen mehr möglich ist. Das ist schlecht! 2014 hat Michael Harris ein lesenswertes Buch geschrieben mit dem Titel «The End of Absence» http://www.endofabsence.com/. Er reflektiert darin, wie sich unser Leben durch die permanente Teilnahme in den social media verändert. Und intuitiv erfasst er, was die neuere Forschung zeigen kann: Off-line gehen, Langeweile und Tagträumen ist besser als ihr Ruf!

Tagträumen ist kreativ

Einen Nachmittag vertrödeln, ohne auf das Smartphone zu blicken (bereits eine riesige Herausforderung!) hilft, Körper und Geist fliessen zu lassen. Die Gedanken entwickeln sich und schweifen überall herum. Sie sitzen auf dem Balkon oder am Ufer des Sees und schauen den Wolken zu. Vordergründig Verschwendung von Zeit, aber: Wer hat nicht schon die Erfahrung gemacht, dass einem manchmal Ideen und Optionen für Probleme plötzlich zufliegen, an die man noch nie dachte.

Prof. Sandi Mann (University of Central Lancashire) forscht zu diesem Thema. «Does being bored make us more creativ?» http://clok.uclan.ac.uk/22263/1/22263 Does%2520being%2520bored%2520make%2520us%2520more%2520creativeV2.pdf

Wenn wir uns langweilen und zum Beispiel wenig anspruchsvolle Routinearbeiten erledigen oder spazieren, brauchen wir unser Hirn nicht wirklich, aber es ist trotzdem sehr aktiv. Es schaltet in eine Art «default» Modus, Gedanken fangen an unkontrolliert zu wandern, bewegen sich im nicht ganz bewussten Bereich und verknüpfen Informationen in unserem Hirn ohne unseren Willen. Unerwartete und ungewollte, aber nicht weniger interessante Kombinationen entstehen – die Basis von kreativen neuen Ideen!