Wenn wir das Wort Champion hören, denken viele von uns sofort an Olympia-Athlet:innen, Goldmedaillen, Rekorde, Siegerpodest oder Standing Ovations. In unserer Gesellschaft wird Champion-Sein oft gleichgesetzt mit: der oder die Beste sein, Nummer Eins sein, gewinnen um jeden Preis. Doch was, wenn wir das völlig falsch verstehen?
Was, wenn die Haltung eines Champions, eines Siegers oder einer Siegerin, gar nichts mit Medaillen zu tun hat, sondern vielmehr mit dem Mut, den eigenen Weg zu gehen, den persönlichen Erfolg selbst zu definieren und sich unabhängig von der Meinung anderer treu zu bleiben?
Genau darum geht es mir hier: Nicht um Glanz und Ruhm, sondern darum, innerlich gefestigt und authentisch zu leben und zu handeln; die Einstellung und Haltung zu haben, die es einem ermöglicht, über sich hinauszuwachsen.
Champions werden nicht geboren – sie werden geformt
Das Mindset eines Champions - die Franzosen haben fairerweise auch die weibliche Form Championne kreiert - ist keine exklusive Eigenschaft für Spitzenleistungssportler:innen. Sie steht jedem Menschen offen, der sich entscheidet, sie zu kultivieren: Lehrer:innen, Unternehmer:innen, Künstler:innen, Eltern, Aktivist:innen, Gestalter:innen. Du brauchst keine Medaille, um ein Champion oder eine Championne zu sein. Was du brauchst, ist Überzeugung und Haltung.
Die Siegermentalität zu haben heisst, zutiefst zu glauben, dass es vollkommen in Ordnung ist – ja sogar notwendig – die eigenen Träume und Ziele in seinem individuellen Tempo und auf seine eigene Art zu verfolgen. Das steht im starken Kontrast zu unserer beschleunigten Leistungskultur, in der „schneller, höher, weiter“ zum Maßstab gemacht wird.
Doch ein Champion weiß: Entwicklung braucht Zeit. Visionen brauchen Raum. Wege sind selten gerade. Bedingungen sind nicht immer ideal. Und die Meinung anderer? Ist nicht dein Kompass – deine Werte sind es.
Es geht um Resilienz, nicht nur um Resultate
Ein zentrales Element der Siegermentalität ist Resilienz im Umgang mit Rückschlägen. Champions vermeiden Misserfolge nicht – sie integrieren sie. Sie ignorieren Schmerz nicht – sie lernen daraus. Stell dir vor, die Nummer 1 im Welttennis war einst die Nummer 1000. Und lange davor die Nummer 5000. Er oder sie hat Jahre gebraucht, um die Nummer 1 zu werden. Würden wir anders über sie denken, wenn sie die Nummer 11 oder 37 oder 125 geblieben wären? Wir würden immer noch denken, dass sie die Mentalität von Champions haben. Denn es ist der Wille, über sich hinauszuwachsen, der in unseren Augen den Unterschied macht.
Die meisten von uns werden niemals etwas erreichen, das diesem Resultat nahekommt. Aber wir können dafür etwas anderes erreichen, was wir uns vornehmen. Was uns dabei als Inspiration dienen kann, sind ihre Einstellung, ihr Mut und ihr Durchhaltevermögen.
Ein Leben mit der Einstellung eines Champions bedeutet, dass du dir erlaubst, Fehler zu machen, ohne dich selbst dafür zu schämen. Es bedeutet, Momente von Verlust oder Zweifel nicht als Scheitern zu werten, sondern als Chancen und Wachstumsschritte auf deinem Weg der Weiterentwicklung.
Oft ist das Mutigste, was ein Mensch tun kann, einfach weiterzumachen, auch wenn niemand applaudiert oder uns motiviert. Genau das ist Siegermentalität. Dabei bist du nur dir selbst gegenüber Rechenschaft schuldig.
Dein Traum, deine Strategie, dein Umfeld
Zur Haltung eines Champions gehört auch, das passende Umfeld auszusuchen, das dich trägt und unterstützt, in dem deine Persönlichkeit wachsen und sich entfalten kann, egal wie alt du bist. Champions arbeiten nicht nur hart; sie arbeiten intelligent. Sie stellen sich Fragen wie:
- Was brauche ich, um wirklich aufzublühen?
- Wer gibt mir Energie und wessen Anwesenheit wirkt sich positiv auf meinen Gemütszustand aus?
- Welche Strukturen helfen mir, nachhaltig dranzubleiben?
Manchmal bedeutet das, sich vom Perfektionismus zu verabschieden. Oder vom dauernden Hetzen zur fokussierten Tiefenarbeit zu wechseln. Oder sich feste Zeitfenster pro Woche zu reservieren, um an der eigenen Idee zu arbeiten, obschon vielleicht niemand zuschaut. Gerade für Selbständige, Kreative und Gründer:innen ist das entscheidend. Ein Startup ist nicht nur ein Geschäftsmodell: Es ist ein Akt des Selbstvertrauens. Sich für die eigene Idee zu entscheiden, auch ohne Garantien, dazu gehört die Einstellung eines Champions.
Kleine Schritte, starke Wurzeln
Die Siegermentalität zu haben oder mit der Zeit zu entwickeln ist Teil des Prozesses der Selbstermächtigung. Du stärkst und förderst deine Selbstkompetenz. Das geschieht nicht als radikale Veränderung über Nacht, sondern braucht langfristig Klarheit, Konsistenz und Mut. Es geht darum, kontinuierlich deine Fähigkeiten zu stärken, deinen Weg zu reflektieren und deine Handlungen mit deinem inneren Antrieb in Einklang zu bringen.
Du musst nicht die oder der Beste nach absolutem Massstab sein, denn es geht nicht ums Werten und Bewerten, obwohl es grundsätzlich positiv ist, wenn du dir hohe Ziele setzt und hohe Ansprüche an dich hast. Aber wichtiger scheint mir, dass du bereit bist, immer wieder von Neuem loszugehen, ein bisschen weiter sein wollen als gestern und im Einklang mit deinem Warum.
Ein Champion für andere sein
Ein echter Champion steht nicht alleine da und vergisst nie, dass seine Stärke auch anderen dienen kann. Zur Haltung eines Champions gehört es, für andere da zu sein, sie zu ermutigen und zu stärken, wenn sie es brauchen. Das kann z.B. bedeuten, als Mentor:in eine jüngere Kollegin zu fördern; jemanden zu bestärken, der an sich zweifelt; oder einfach dem Herzensprojekt eines Freundes mit ehrlicher Offenheit Raum zu geben.
Wenn wir uns so für andere Menschen einsetzen, erinnern wir uns auch an unsere eigenen Werte. Wir zeigen, was möglich ist und tragen dazu bei, eine Kultur zu schaffen, in der Wachstum nicht bewertet, sondern gefeiert wird.
Manchmal bedeutet Champion-Sein nicht, selbst im Rampenlicht zu stehen, sondern das Licht auf andere zu richten. Und genau dadurch wirst du Teil von etwas Größerem als dein individueller Erfolg: Du wirst Teil einer Bewegung von Menschen, die sich gegenseitig erheben.
